© Johannes Hofmeister, Donaufähre Prüfening
GESCHICHTE
Schon vor 6000 Jahren existierte an der heutigen Naabmündung eine Furt. Die Römer errichteten
ca. 180 n. Chr. am rechten Donauufer vier Wachtürme, um diesen Übergang zu sichern, da hier
die einzige Überquerungsmöglichkeit der Donau war.Ab dem 9. Jahrhundert gab es eine Überfuhr
(mittelalterliche Bezeichnung für Fähre) in Prüfening. Sie war noch nicht an einem Seil befestigt
und wurde durch Schrägstellen der Überfuhr von der Strömung zum anderen Ufer getrieben.
Anschließend mußte die Fähre einige Meter am Ufer entlang stromaufwärts gezogen werden.Ihre
größte Bedeutung und somit auch Blütezeit hatte die Fähre im Mittelalter. Sie verband die beiden
Handelszentren Süddeutschlands, Regensburg und Nürnberg.Durch das Prebrunntor und den
Brunnweg gelangten die Fuhrwerke nach ´Prifling´. Hier wurden sie übergesetzt und fuhren
weiter über den Hohlweg nach Riegling, Deuerling und entlang der heutigen B 8 nach
Nürnberg.Selbst die Fertigstellung der Steinernen Brücke 1146 beeinträchtigte die Überfuhr in
ihrer Monopolstellung nicht, da die Straße am nördlichen Donauufer erst 1486 angelegt wurde
und Mautgebühren beim Überqueren der Brücke sowohl in Regensburg als auch in Stadtamhof
bezahlt werden mußten.Im Jahr 1052 fuhren Kaiser Heinrich III. und Papst Leo IX. in Prifling über.
Sie waren zur Heiligsprechung des Bischofs Wolfgang nach Regensburg gekommen und zogen
nach Bamberg zur Bistumsgründung. Dabei wurde der Sage nach die Kapelle in Bruckdorf vom
Hügel herunter durch den Papst geweiht.Bischof Otto I. von Bamberg reiste 1109 nach
Regensburg zur Reichsversammlung. Ihm wird dabei ausdrücklich freie Überfahrt in Prifling
gewährt.Die Überfahrt im Besitz des Klosters Prüfening wird schon 1189 schriftlich erwähnt. Bei
einem Gütertausch zwischen Bischof Konrad III. von Regensburg und Abt Balduin von Prüfening
wird „den Leuten des Bischofs das Schiffsgeleit in dem Urfar zu Prüfening prompt und ohne
Entgelt“ zur Verfügung gestellt.Die Überfuhr war eine der wichtigsten Einnahmequellen des
Klosters. Sie wurde nicht von Mönchen, sondern von Donaufergen (Fährleuten) unterhalten und
bedient. Das Amt der Fergen wurde in einigen Familien über Generationen weitervererbt, wie z. B.
in der Familie Hofmeister. Schon im Mittelalter gab es Streit um das Überfuhrrecht. Die Bewohner
von Orth (heute Mariaort) wollten ebenfalls überfahren. Dies wurde ihnen aber 1367 durch den
Viztum (Stellvertreter des Herzogs) in Amberg verboten (ältestes noch erhaltenes Dokument
über die Fähre). Nur das Übersetzen von Wallfahrern wurde ihnen 1729 erlaubt. In der
Säkularisation 1803 enteignete der bayerische König durch das Königliche Rentamt Stadtamhof
die Überfuhr in Prüfening. Drei Bauern, die schon seit Generationen als Fergen gearbeitet hatten,
kauften die Fähre (Hofmeister, Rieger, Stuhlfelder). Die Familie Hofmeister übernahm zwischen
1834 und 1871 die Anteile der anderen Fährenbesitzer. Schon vor vielen hundert Jahren wurde
ein Seil hinter dem Bauernhof im Fels verankert und über die Donau gespannt. An ihm wurde die
Fähre mit einem Gierseil befestigt. Das Gierseil stellte die Fähre schräg in die Strömung und
mußte nach jeder Überquerung umgehängt werden. Die Prüfeninger Bauern erwarben nach der
Säkularisation billig Wälder und Wiesen am anderen Donauufer, die zuvor im Besitz der Kirche
waren. Die Fähre wurde für sie ein wichtiges Transportmittel. Ab dem 19. Jahrhundert verlor die
Fähre Schritt für Schritt an Bedeutung.Als 1873 die Sinzinger Eisenbahnbrücke fertiggestellt war,
verlor die Fähre viele Kunden, da vor allem im Winter Personen und Güter mit der Bahn schneller
und sicherer befördert werden konnten. Die Fähre wurde vom Bauernhof der Hofmeisters (30 m
oberstrom der Sinzinger Brücke) an ihren heutigen Standort (ca. 100m stromabwärts) verlegt, da
sie bei einem Riß des Haupt- oder Gierseils am Brückenpfeiler zerschellen könnte. Schon einige
Jahre später zeigten sich negative Auswirkungen für die Fähre.In der Nehrung unterhalb des
Brückenpfeilers bildeten sich Sandbänke, die von der Fähre besonders bei niedrigen
Wasserständen nur durch Verlängerung des Gierseils unterstrom passiert werden konnte. Bis
1925 wurden in Prüfening hölzerne Fähren verwendet. Dann ließ Michael Hofmeister (1881-1965)
zwei eiserne Fähren in der Schiffswerft Uebigau bauen, die er nach seinen beiden Töchtern
"Maria" und "Rita" nannte. "Maria", die größere, wurde zum Transport von Fuhrwerken
verwendet. Sie war 18 m lang, 4,5 m breit und hatte eine Traglast je nach Wasserstand von 12 bis
18 Tonnen. Sie war bis 1976 in Betrieb."Rita", die zweite Fähre, die fast ausschließlich der
Personenbeförderung diente und bis zu 50 Fahrgäste faßte, war 12 m lang und 3 m breit. Beide
Fähren wurden im Sommer wegen des regen Verkehrs gleichzeitig betrieben. An einem höheren
Hauptseil wurde die "Rita" mit einem längeren Gierseil befestigt. Dadurch konnten beide die
Donau überqueren, ohne daß sich dabei die Gierseile kreuzten. Anfang Mai 1945 wurde die
Fähre, wie auch alle Brücken in Regensburg, trotz Fürbitte des Besitzers Michael Hofmeister von
deutschen Pionieren gesprengt, um den anrückenden Amerikanern das Überqueren der Donau
zu erschweren. Aber bereits Ende Mai 1945 wurde die Fähre an Land gezogen, vom Prüfeninger
Schmied Max Hoferer mit einfachsten Mitteln notdürftig repariert und wieder in Betrieb
genommen. Sie stellte neben der von den Amerikanern erbauten Panzerbrücke im Altstadtgebiet
die einzige Verbindung zum anderen Donauufer dar. Daneben war sie die erste Fähre auf der
ganzen bayerischen Donau, die nach Ende des Weltkrieges wieder in Betrieb genommen
wurde.Auf der Sinzinger Brücke, entlang der Eisenbahnstrecke nach Ingolstadt, errichtete die
Gemeinde Sinzing einen provisorischen Fußweg. Dies führte zu einem weiteren Rückgang des
Fährbetriebes. Mit der Autobahn Regensburg – Nürnberg (Fertigstellung der Autobahnbrücke
1965) verlor die Fähre nun auch ihre Bedeutung im Transport von Fahrzeugen.Zuvor wurden
täglich ca. 100 Fahrzeuge übergefahren. Schon früh morgens wartete eine Autoschlange in
Kleinprüfening. Es wurden zwischen 8 und 10 Autos, wie BMW Isetta, VW Käfer, Goggomobil und
Messerschmitt Kabinenroller, in die Fähre "geschlichtet" und übergesetzt. Die damaligen Preise
lagen bei 80 Pfennigen für einen Pkw und 10 Pfennigen für einen Erwachsenen.Heute dient die
Fähre noch dem landwirtschaftlichen Verkehr und sonstigen Fahrzeugen, die nicht auf der
Autobahn fahren dürfen, wie z. B. Bagger, Radlader usw.Damit bleibt eine alte Tradition und ein
wichtiger Bestandteil der Dorfgemeinschaft in Prüfening erhalten.
Helene Wiethaler